Abweichungen des Fusses vom gewohnten und als ästhetisch empfundenen Aspekt gibt es in zahlreichen Varianten, die vom harmlosen Schönheitsfehler bis zur invalidisierenden Deformierung reichen. Die beteiligten anatomischen Strukturen umfassen das Skelett, dessen Knochen passiv zusammengehalten werden durch bindegewebige Bänder. Aktiv verändert wird die Form des Fusses durch den Zug von Muskeln und Sehnen aber auch durch das Körpergewicht. Der Fuss sieht beim Liegen nicht genau gleich aus wie beim Stehen, also wenn er den Körper trägt.
Deformierungen können anatomisch oder funktionell bedingt sein. Im Bereich der Fusswurzel und des Mittelfusses umfassen sie Knick-, Spreiz- und Senkfuss, dessen ausgeprägteste Form der Plattfuss ist. Eine weitere häufige Erscheinung ist der Spitzfuss. Seltener sind Hohlfuss, Klumpfuss, Hackenfuss und Sichelfuss.
Folge sind oft Zehendeformitäten wie Hallux valgus, Krallen- oder Hammerzehen.
Deformierte Füsse sind bedingt durch genetische Veranlagung, statische und dynamische Fehlbelastung im Alltag, ungeeignetes Schuhwerk, neurologische oder rheumatologische Erkrankungen oder Unfälle.
Abhängig davon, welche Strukturen des Fusses beeinträchtigt sind, entstehen unterschiedliche Deformitäten und Krankheitsbilder, wobei Kombinationen vorkommen: z.B. Knick-Senkfuss, Senk-Spreizfuss und andere. Die nachfolgende Beschreibung folgt dem äusserlich erkennbaren Aspekt.
Die Längswölbung an der Innenseite reicht vom Grosszehenballen bis zur Ferse und wird von Mittelfuss- und Fusswurzelknochen gebildet. Sie ist beim häufigen Senkfuss und Knickfuss abgeflacht, beim Plattfuss ganz aufgehoben (Abb. a). Im Gegensatz dazu ist das Längsgewölbe beim Hohlfuss überhöht (Abb. b).
Ein angeborener Senk- oder Plattfuss kann sich spontan korrigieren. Der Plattfuss beim Erwachsenen ist Folge einer Muskel- und Bindegewebeschwäche, einer Arthritis oder Arthrose des Fussgelenks, einer Trümmerfraktur des Fersenbeins (komplizierter Knochenbruch, traumatischer bedingter Plattfuss), seltener eine Lähmung.
Unter dem Fussballen bilden die Mittelfussknochen eine Querwölbung, so dass vorne hauptsächlich Grosszehen- und Kleinzehenballen belastet werden. Ist das Quergewölbe abgesunken, verbreitert sich der Vorfuss und es entsteht ein Spreizfuss, die häufigste erworbene Fussdeformität. Der Spreizfuss ist oft mit Senk- oder Plattfuss kombiniert. Regelmässig ist er von Hallux valgus, Hammer- oder Krallenzehen begleitet. Ursachen sind familiäre Veranlagung, häufiges Tragen von Schuhen mit hohen Absätzen, chronische Polyarthritis, schnelle Gewichtszunahme.
Der Fallfuss hängt schlaff herunter und kann nicht durch eigene Muskelkraft nach oben gezogen werden. Nach längerem Bestehen schrumpfen die Gelenkkapseln, Bänder und die Wadenmuskulatur – aus dem Fallfuss wird ein fixierter Spitzfuss (Abb. c). Dieser ist dadurch charakterisiert, dass nur noch der Fussballen den Boden berührt und die Ferse nicht mehr aufgesetzt werden kann. Ursachen sind:
Von hinten, d.h. von der Wade her gesehen, sind beim so genannten Knickfuss die Fersenbeine nach aussen geknickt. Bei Kleinkindern ist eine X-Stellung bis zu 20 Grad, verbunden mit Senk- oder Plattfuss physiologisch (normal), verursacht selten Beschwerden und korrigiert sich mit dem Wachstum meist von selbst. Bei Erwachsenen liegt gewöhnlich eine Kombination von Knick- und Senkfuss vor. Bisweilen sind Bänder- oder Sehneninstabilität die Ursache. Übergewicht begünstigt das Entstehen dieser Fussdeformation.
Der Klumpfuss ist die auffälligste Missbildung, eine Kombination von Spitz-, Hohl- und Sichelfuss (Abb. f). Es besteht eine genetische Veranlagung. Gelegentlich finden sich weitere Missbildungen wie Hüftdysplasie (unvollständig ausgebildetes Hüftgelenk) oder Spina bifida (offener Rückenmarkskanal). Ein später im Leben erworbener Klumpfuss hat gewöhnlich eine neurologische Ursache z.B. Kinderlähmung oder Lähmung eines Fussnervs.
Lokale Beschwerden sind:
Wenn Veränderungen an den Füssen oder am Gangbild stören, ist es zweckmässig, einen entsprechend geschulten Orthopäden aufzusuchen. Fussdeformitäten bei Kleinkindern und Säuglingen sind baldmöglichst orthopädisch abzuklären und wenn nötig zu behandeln, um Wachstumsstörungen vorzubeugen.
Angesichts der Mannigfaltigkeit von Fussdeformitäten und deren Ursachen erstaunt es nicht, dass deren Kenntnis zu einem Spezialfach geworden ist, an dem neben orthopädisch ausgebildeten Ärzten auch Orthopädietechniker und -schuhmacher einen zentralen Anteil haben. Neurologen, Angiologen (Blutgefäss-Spezialisten), Physiotherapeuten werden fallweise beigezogen.
Die Untersuchung beschränkt sich nicht auf das Betrachten des Fusses im Liegen und Stehen. Auch eine Belastungsanalyse (Podogramm) und die Beurteilung des Gangbildes gehören dazu, weil Fehlfunktionen von Hüft- und Kniegelenk sowie Beinlängendifferenzen Auswirkungen auf die Form und Funktion des Fusses haben.
Die optimale Behandlung erfordert eine intensive Zusammenarbeit zwischen Arzt, Orthopädietechniker oder -schuhmacher. Zu den therapeutischen Massnahmen zählen Heilgymnastik, Schuheinlagen, Unterschenkelschienen, orthopädische Schuhe oder – seltener – operative Eingriffe.
Orthesen sind Behelfe, die bei Störungen des Bewegungsapparats Anwendung finden. Sie übernehmen korrigierende, stützende oder entlastende Funktionen, dienen zur Verbesserung der Stellung oder des Bewegungsablaufs. Verwendete Materialien können weich, halbhart oder hart sein, es handelt sich um Metall, Leder, Plastik, und/oder andere Kunststoffe. Ihre Herstellung ist die Domäne des Orthopädietechnikers oder -schuhmachers, der sie für bestimmte Deformitäten (z.B. Plattfuss, Senk-Spreizfuss) individuell anfertigt.
Beispiele für Zehen- und Fuss-Orthesen sind:
Gymnastik, Heilgymnastik, Spiraldynamik, alle Verfahren erfordern professionelle Anleitung. Zu Hause selbst immer wieder üben ist unerlässlich und vermag in manchen Fällen eine Stellungsverbesserung zu bringen.
Die Korrektur schwererer Deformitäten kann Operationen erfordern, teilweise schon im Kindesalter.