Gendermedicine: die richtige Dosierung von Medika­men­ten

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Zwischen Wirkung und Überdosierung eines Medikaments ist oft ein schmaler Grat. Wie die Pharmaindustrie diesen Spagat zu erbringen versucht, weshalb Dosierungen (noch) nicht individueller sind und was neben dem Geschlecht entscheidend ist.

Prozess für neue Wirkstoffe

Die Entwicklung eines neuen Medikaments ist ein langer Prozess. Haben Mitarbeitende in der Pharmaindustrie zielführende Substanzen gefunden, die eine Krankheit behandeln könnten, testen sie diese an Tieren und Zellkulturen auf Wirkung und Verträglichkeit. Wann beginnt die Substanz einen positiven Effekt zu zeigen und ab welchem Zeitpunkt treten unerwünschte Nebenwirkungen oder gar gefährliche Folgen auf? Das sind Fragen, die in der Forschung ganz zuoberst stehen.

Wie werden Medikamenten-Dosierungen errechnet?

Hat sich ein Wirkstoff in dieser Testphase bewährt, macht man erste Studien an gesunden Erwachsenen. Die Erkenntnisse daraus fliessen in weitere Untersuchungen – auch mit Erkrankten –, bis man möglichst viele Vergleichsdaten über die Wirkung, Dosierung und Nebenwirkungen eines neuen Medikaments hat. Von 5'000 bis 10'000 untersuchten Substanzen schafft es nur etwa eine bis zur Marktreife. Es braucht also ganz viel Arbeit, bis ein Medikament für die Zulassung bereit ist.

Geschlechteranteil in Studien ausgeglichener als früher

Früher basierten diese ermittelten Daten vor allem auf männlichen Studienteilnehmern. Hormonelle Schwankungen und die Fruchtbarkeit sind einer der Gründe, warum Frauen weniger als Studienteilnehmer rekrutiert werden. Mittlerweile gibt es Gesetze, die fordern, dass Frauen und Männer gleichermassen an Studien teilnehmen müssen. Das ist ein Erfolg aus der noch jungen Disziplin Gendermedizin. Er bewirkt, dass die biologischen Besonderheiten von Frauen bei der Forschung genauso zum Tragen kommen wie jene von Männern.

Warum werden Frauen und Männern die gleichen Dosen verabreicht?

Es ist bekannt, dass Männer und Frauen ein Medikament im Körper unterschiedlich schnell abbauen. In der Regel beurteilte man die Unterschiede in der Forschung aber als zu klein, um die Dosierungen effektiv anzupassen. Das hat zur Folge, dass die meisten Medikamente eine einheitliche Dosierung für alle vorsehen.

Geschlechtsspezifisch und individuell dosierte Medikamente

Es gibt aber auch Wirkstoffe, bei denen die Geschlechtsunterschiede so wesentlich gelten, dass die Dosierung angepasst werden muss. Bei einem Mangel an Wachstumshormonen dosiert man beispielsweise den Wirkstoff Somapacitan (Wachstumshormon-Medikament) bei Frauen höher. Hingegen braucht es für Minoxidil gegen Haarausfall eine geringere Dosis für Frauen.

Auf was es ankommt

Richtige Dosierung

Abgesehen von den biologischen Unterschieden haben andere körperliche Voraussetzungen einen grossen Einfluss auf die Wirkung eines Medikaments. So sind das Gewicht, der Fett- und Muskelanteil wie auch die Leistung von Nieren und Leber entscheidend für den Medikamentenabbau im Körper. Ob jemand durchtrainiert oder fettleibig ist beziehungsweise an einer Niereninsuffizenz leidet, fällt also stärker ins Gewicht als das Geschlecht an sich.

Trend zur personalisierten Medizin

Grundsätzlich geht der Trend hin zu individuellen Dosierungen von Medikamenten. Bei der Einstellung und Kombination von Wirkstoffen ist das Geschlecht einer von vielen Faktoren. Ärzte überprüfen dann die effektive Wirkung im Körper mit sogenannten Wirkspiegelmessungen und können so recht genau bestimmen, welche Dosis optimal ist.

Medikamente, die immer individuell eingestellt werden:

  • Blutzucker- und Blutdrucksenker
  • Blutverdünner
  • Medikamente gegen Epilepsie

Risiko für Nebenwirkungen bei Frauen

Frauen haben tatsächlich ein grösseres Risiko für Nebenwirkungen als Männer. Die Ursache dafür schliessen Fachleute darauf zurück, dass sie Wirkstoffe tendenziell weniger schnell abbauen – also Medikamente faktisch für Frauen überdosiert sind. Gleichzeitig nehmen gerade ältere Frauen häufiger mehrere Medikamente gleichzeitig ein, was zu unerwünschten Wechselwirkungen führen kann.

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