Grippeimpfung ja oder nein?

Grippeimpfung ja oder nein?

Sich gegen Grippe impfen lassen oder nicht? Viele stellen sich diese Frage, auch vor dem Hintergrund einer möglichen zweiten Coronawelle. Für wen die Impfung sinnvoll sein kann und welchen Schutz sie bietet.

Wie häufig kommt Grippe vor?

Eine Grippe oder Influenza ist eine sehr ansteckende Infektionskrankheit der oberen Atemwege. Sie wird durch Influenzaviren verursacht und durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen. In der Schweiz gibt es jedes Jahr zwischen November und April Epidemien, die 5 bis 10 Prozent der Erwachsenen und 20 bis 30 Prozent der Kinder betreffen. Schätzungen gehen davon aus, dass in einer Saison mehrere tausend Menschen wegen Grippe oder deren Folgen ins Spital eingewiesen werden; mehrere hundert sterben daran.

Woran erkennt man eine Grippe?

Bei einer Grippe sind – im Gegensatz zu einer Erkältung – plötzlich auftretende, starke Symptome typisch. Dazu gehören Fieber über 38 Grad, Schüttelfrost, Hals- und Schluckweh, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, manchmal Atembeschwerden. Bei Kindern können Durchfall und Bauchschmerzen die Hauptsymptome sein. Bei älteren Menschen verläuft eine Grippe zuweilen ohne Fieber.

Wann kann eine Grippe gefährlich werden?

Es kann durch das Virus selbst oder zusätzliche bakterielle Infektionen zu Komplikationen kommen. Am häufigsten sind Atemwegsbeschwerden, Mittelohr- oder Lungenentzündungen. Besonders gefährdet sind bestimmte Personen (siehe nächste Frage).

Welchen Personen wird eine Grippeimpfung empfohlen?

  • Personen ab 65 Jahren
  • Schwangeren und Frauen, die in den letzten 4 Wochen entbunden haben
  • Frühgeborenen ab 6 Monaten während der ersten beiden Grippesaisons
  • Personen (ab dem Alter von 6 Monaten) mit chronischen Erkrankungen an Herz oder Lunge, mit Stoffwechselstörungen, einer Immunschwäche oder einem Body-Mass-Index über 40
Die saisonale Grippeimpfung wird jenen Personen empfohlen, bei denen ein erhöhtes Komplikationsrisiko besteht.

Darüber hinaus sollten sich nach Empfehlung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) jene impfen lassen, die beruflich oder privat regelmässig mit oben genannten Risikogruppen Kontakt haben, etwa Gesundheitsfachpersonen oder Familienangehörige. Dies reduziert das Ansteckungsrisiko. Wichtig hier: Ansteckend ist man bereits ein bis zwei Tage vor Krankheitsausbruch. Das birgt die Gefahr, das Grippevirus unbemerkt weiterzuverbreiten.

Wann sollte man sich impfen lassen?

Der optimale Zeitpunkt für die Grippeimpfung liegt zwischen Mitte Oktober und Mitte November. Sie kann aber auch zu einem späteren Zeitpunkt sinnvoll sein, sogar noch dann, wenn die Grippewelle bereits begonnen hat. Der Impfschutz hält ungefähr sechs Monate an und muss jährlich aufgefrischt werden.

Was ändert sich durch das Coronavirus?

«Die Empfehlungen für dieses Jahr bleiben unverändert», teilt das BAG auf Anfrage mit. Aber es soll noch eindringlicher für die Grippeimpfung geworben werden. Der Grund: Steigen die COVID-19-Fälle im Herbst stark an, könnte dies zusammen mit einer Grippewelle das Gesundheitssystem in Bedrängnis bringen. Der Bund ist deshalb dabei, mehr Impfdosen zu organisieren. Bislang standen jedes Jahr rund 1,2 Millionen Dosen zur Verfügung. Das entspricht in etwa der Zahl der bislang geimpften Personen pro Jahr.

Impfbereitschaft

Wie wirksam ist die Grippeimpfung?

Im Durchschnitt erkranken Geimpfte nur halb so häufig an einer Influenza wie Ungeimpfte. Allerdings schützt die Impfung nicht in jedem Winter gleich gut. Studien schätzen die Wirksamkeit auf 20 bis 80 Prozent. Diese Schwankungen hängen von mehreren Faktoren ab:

  • Weil Influenzaviren sich Jahr für Jahr verändern, muss der Impfstoff immer wieder neu zusammengesetzt werden, was bereits im Februar für den folgenden Winter geschieht. So kann es passieren, dass gegen etwas geimpft wird, das so nicht mehr zirkuliert.
  • Bei älteren Menschen und Personen mit chronischen Krankheiten, vor allem geschwächtem Immunsystem, wirkt die Impfung schlechter.

Wie hoch ist die Bereitschaft, sich impfen zu lassen?

Nach WHO-Vorgaben wäre für Risikogruppen eine Durchimpfungsrate von 75% sinnvoll. Laut der CSS-Gesundheitsstudie 2020 ist die Impfquote in der Schweiz weit tiefer. Von den insgesamt 4'217 befragten Personen gaben 18% an, sich jährlich gegen Grippe impfen zu lassen. Die Mehrheit der Erwachsenen, 71%, verzichtet auf die Impfung ganz. Die Impfbereitschaft hängt jedoch vom Alter ab: Während von den über 64-Jährigen 40% der Befragten jedes Jahr zu Grippeimpfung gehen, sind es bei den 18- bis 34-Jährigen nur 7%.

Braucht es andere Impfstrategien?

Dies wird in internationalen Fachkreisen diskutiert. Einer der Ansätze: Statt einer generellen Empfehlung für Ältere möglichst viele Kinder und Jugendliche gegen Grippe impfen, wie es in einigen europäischen Ländern praktiziert wird, unter anderem in Finnland. Denn: Die Immunantwort ist bei Kindern ausgeprägter. Zudem verbreiten junge Menschen, vor allem Schulkinder, die Viren durch ihre zahlreichen, engen sozialen Kontakte stärker. Auch die deutsche Stiftung Warentest empfiehlt diesen Weg und weicht damit von der Empfehlung der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut ab.

Kann eine Grippeimpfung eine Grippe auslösen?

Die Impfstoffe, die in der Schweiz verwendet werden, enthalten inaktivierte Virenbestandteile, die selbst keine Grippe auslösen können.

  • Es kann aber bei 5 bis 10 Prozent der Geimpften zu grippeartigen Nebenwirkungen wie Fieber, Muskelschmerzen oder Unwohlsein kommen. Die Beschwerden klingen meistens nach ein bis zwei Tagen ab. 
  • Zudem dauert es rund zwei Wochen, bis die Impfung wirkt. In dieser Zeit kann man sich mit einer Grippe anstecken. 
  • Darüber hinaus ist es möglich, sich eine Erkältungskrankheit einzufangen, die nicht durch Influenzaviren verursacht wurde, aber mit einer Grippe verwechselt wird. 
  • Andere Nebenwirkungen kommen vor, sind aber selten. Dazu gehören Nesselausschläge, Ödeme, allergisches Asthma oder schwere allergische Reaktionen (anaphylaktischer Schock). 
  • Äusserst selten sind neurologische Störungen wie das Guillain-Barré-Syndrom (ein Fall pro eine Million Geimpfte).

Welchen Grippeschutz gibt es sonst noch?

Es helfen einfache Hygiene- und Verhaltensregeln, die auch vor dem Coronavirus schützen. Diese bieten keine Garantie, gesund zu bleiben, können aber die Zahl der Ansteckungen reduzieren:

  • Mehrmals täglich Hände gründlich mit Wasser und Seife waschen. Sich nicht mit ungewaschenen Händen ins Gesicht greifen.
  • Beim Niesen oder Husten ein Papiertaschentuch vor Mund und Nase halten, es nach Gebrauch im Abfalleimer entsorgen. Danach Hände waschen.
  • Wenn kein Taschentuch zur Hand ist: In die Armbeuge niesen oder husten.
  • Bei Grippesymptomen zu Hause bleiben, sich vollständig auskurieren.

Impfapotheken

Mittlerweile kann man sich in den meisten Kantonen auch in der Apotheke gegen Grippe impfen lassen. Viele Apothekerinnen und Apotheker verfügen über einen entsprechenden Fähigkeitsausweis. Auf der Internetseite der Impfapotheken findet sich eine Liste mit allen Apotheken, welche die Grippeimpfung anbieten. Im Rahmen des Gesundheitskontos beteiligt sich die CSS an den Kosten.


Quellen:

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