Mittels Hirnstimulation depressive Symptome reduzieren

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Das Start-up Flow Neuroscience bietet eine digitale und medikamentenfreie Therapie zur Behandlung von Depressionen. Aktuell wird der innovative Ansatz in einem Pilotprojekt mit Patientinnen und Patienten an der Privatklinik Meiringen getestet. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend.

Psychische Erkrankungen nehmen zu

Die Corona-Pandemie hat Spuren hinterlassen: Ein Drittel der Schweizer Bevölkerung fühlt sich nicht vollständig gesund. Dies zeigt die CSS Gesundheitsstudie 2022. Eine Verschlechterung lässt sich auch beim psychischen Wohlbefinden feststellen. Insbesondere viele junge Frauen zwischen 18 und 30 Jahren (55 Prozent) beschreiben ihr psychisches Wohlbefinden in der jüngsten Befragung als durchzogen oder schlechter. Von allen psychischen Erkrankungen treten Depressionen am häufigsten auf und werden meistens mit Psychotherapie und Medikamenten behandelt.

Digitale Begleiter erleichtern uns das Leben

Apps führen uns durch Yoga-Sessions, geben Ernährungstipps oder zeichnen unsere sportlichen Aktivitäten auf. Das Angebot solcher Gesundheitsanwendungen ist gross. Auch im Bereich mentale Gesundheit kommen immer mehr solche digitalen Helfer zum Einsatz. Die CSS als Gesundheitspartnerin fördert Start-ups aus dem Bereich digitale Gesundheit, die mit innovativen Lösungen das Leben der Versicherten erleichtern.

Digitale und medikamentenfreie Behandlung von Depressionen

Mit SwissHealth Ventures, ein Unternehmen der CSS Gruppe, investieren wir in Digital-Health-Start-ups, die das Gesundheitssystem mit neuen digitalen Technologien voranbringen. Seit Sommer 2021 sind wir an Flow Neuroscience beteiligt. Das Start-up bietet eine digitale und medikamentenfreie Therapie zur Behandlung von klinischen Depressionen. Die Kombinationstherapie besteht aus einem Headset zur Hirnstimulation, die mit einer App zur Verhaltenstherapie gekoppelt ist. Diese ermöglicht es Patientinnen und Patienten, Depressionen unter Anleitung zu Hause oder in Begleitung einer Fachperson zu behandeln.

Elektrische Impulse aktivieren spezifische Hirnregionen

Das kleine Headset von Flow arbeitet mit transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS). tDCS ist eine nicht-invasive und nicht-medikamentöse Form der Hirnstimulation. Über Elektroden an der Stirn leitet das Headset einen schwachen elektrischen Impuls (2 Milliampere) und lindert dadurch die Symptome der Depression.

Headset und App von Flow

Headset und App von Flow Neuroscience
Bei Depressionen zeigen sich verminderte Aktivitäten im sogenannten «dorsolateralen präfrontalen Kortex». Das Headset von Flow stimuliert genau diese Hirnregionen.

Mit Pilotprojekt neuen Therapieansatz testen

Die CSS will Flow als ergänzendes Therapieformat testen und ihren Kundinnen und Kunden zugänglich machen. Damit wir solche innovativen Ansätze voranbringen können, braucht es Vertrauen seitens der Leistungserbringer. Wir pflegen Partnerschaften mit vielen Akteuren im Schweizer Gesundheitswesen und haben mit mehreren Kliniken über den Test mit Flow gesprochen. Die Privatklinik Meiringen zeigte sofort Interesse, sodass wir gemeinsam ein Pilotprojekt gestartet haben. Die Klinik ist führend in der Behandlung von Depressionserkrankungen, Alkohol- Medikamentenabhängigkeit und Burnout. Die Verantwortlichen haben sich bereits zu Forschungszwecken mit der transkranieller Gleichstromstimulation befasst.

Anwendung unter Anleitung

Die erfahrenen Ärztinnen und Ärzte an der Privatklinik Meiringen können die Testpersonen bei dieser neuen Therapieform optimal begleiten. Sie klären die Patientinnen und Patienten über die Technologie auf, unterstützen beim Einrichten der App und begleiten sie während der Nutzung, welche in der Regel 5 bis 6 Wochen dauert. Aktuell wird die Therapie nur im ambulanten Bereich angewendet. Das heisst, die Testpersonen nutzen Flow zuhause und besprechen anschliessend ihre Erfahrungen bei ihrem nächsten Klinikbesuch.

Mehr Energie und keine Medikamente

Insgesamt 15 Patientinnen und Patienten haben Flow im Rahmen des Pilotprojekts bislang getestet. Insbesondere der Verzicht bzw. die Reduktion von Medikamenten motivierte die Pilotteilnehmenden, einen neuen Ansatz auszuprobieren. 14 von ihnen zeigen sich zufrieden, eine Person findet den Tragekomfort des Headsets unangenehm. Die meisten Testpersonen verspürten nach der Therapie mehr Energie und würden Flow als ergänzende Therapieform weiterempfehlen.

Deckung durch Zusatz­versicherung

Die CSS beteiligt sich an den Kosten für medizinische Hilfsmittel. Das Hirn­stimulations-Set von Flow Neuro­science wird ab 01.01.2024 in die Hilfsmittelliste VVG der Ambulant­versicherungen aufgenommen. So wird einen Teil der Kosten für das Hirnstimulations-Set über die Zusatz­versicherung der CSS für ambulante Behandlungen entschädigt.