CSS Gesundheitsstudie 2025: Junge Erwachsene weiterhin im Abwärtstrend

frau-smartphone-katze-gesundheitsstudie-2025.jpg

Der Negativtrend im Gesundheitsempfinden der Schweizer Bevölkerung setzt sich fort: Nur etwa jede zehnte Person fühlt sich sehr gesund. Das sind halb so viele wie noch vor fünf Jahren, als die CSS Gesundheitsstudie zum ersten Mal durchgeführt wurde. Bei jungen Erwachsenen ist der Abwärtstrend am ausgeprägtesten. In dieser Altersgruppe sind neben psychischen Belastungen und Gefühlen der Einsamkeit auch Schlafprobleme weit verbreitet. Die diesjährige Befragung legte zudem ein besonderes Augenmerk auf Innovationen im Gesundheitswesen: Die Künstliche Intelligenz löst Skepsis aus, wird gleichzeitig aber auch zur Selbstdiagnose genutzt.

Seit 2020 ermittelt die CSS Gesundheitsstudie jedes Jahr, wie es der Schweizer Bevölkerung geht. Für die sechste Auflage hat das Forschungsinstitut Sotomo 2’807 Personen in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz befragt. Die untersuchten Altersgruppen gliedern sich in junge Erwachsene (18 bis 35 Jahre), Erwachsene (36 bis 65 Jahre) und Seniorinnen und Senioren (über 65 Jahre). 

Die Selbsteinschätzungen zum allgemeinen Gesundheitszustand geben kein gutes Bild ab: Nur noch 11% der Schweizer Bevölkerung fühlen sich momentan sehr gesund. Das ist ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 2020, als dieser Wert noch 22% betrug. 36% fühlten sich im letzten Jahr oft kränklich oder gesundheitlich angeschlagen. Mit Abstand die meisten von ihnen (69%) waren von Erschöpfung und Müdigkeit betroffen, gefolgt von Schmerzen (49%) und Stress (41%). 

Eine von drei Personen schläft eher schlecht

In diesem Jahr hat die CSS im Rahmen ihrer Studienreihe erstmals das Thema Schlaf genauer unter die Lupe genommen. Es zeigt sich, dass der Schlaf für eine grosse Mehrheit der Befragten mit Herausforderungen verbunden ist. Lediglich 20% der Bevölkerung geben an, im letzten Jahr nicht von regelmässigen Schlafproblemen betroffen gewesen zu sein. Junge Erwachsene waren besonders häufig durch schlechten Schlaf belastet: Fast jede zweite Person (49%) gab an, oft nicht erholt aufgewacht zu sein. Bei den über 65-Jährigen sind es lediglich 17%. 

Die fehlende Erholung fordert ihren Tribut: Fast 70% aller 18- bis 35-Jährigen fühlten sich aufgrund von schlechtem Schlaf im vergangenen Jahr oft erschöpft, knapp die Hälfte dieser Altersgruppe berichtete von Konzentrationsschwierigkeiten (47%), und mehr als ein Drittel von weniger Motivation, etwas zu unternehmen (41%) oder soziale Interaktionen zu pflegen (39%). 

Neben der übermässigen Nutzung von Bildschirmen können auch Stress und psychische Belastungen den Schlaf beeinträchtigen und Schlafstörungen begünstigen. 42% der jungen Erwachsenen schätzen ihre psychische Verfassung als durchzogen oder schlecht ein – dieser Wert ist so hoch wie in keiner anderen Altersgruppe. Solche Faktoren können ausschlaggebend sein, dass die 18- bis 35-Jährigen in ihrem Alltag besonders häufig unter den Folgen von Schlafproblemen leiden. 

Sehr verbreitet: Einsamkeit und Leistungsdruck

Fast so verbreitet wie Schlafstörungen ist auch die Einsamkeit: Jede fünfte befragte Person hat sich in letzter Zeit einsam gefühlt. 30% der unter 36-Jährigen empfinden Einsamkeit, während dieser Wert bei den über 65-Jährigen bei lediglich 12% liegt. 

Parallel dazu bleibt der wahrgenommene Druck, permanent gesund und leistungsfähig zu sein, hoch. Rund die Hälfte der Bevölkerung empfindet diesen Druck, bei jungen Erwachsenen sind es sogar fast 80%. Die CSS Gesundheitsstudie macht hier ein Spannungsfeld im gesellschaftlichen Umgang mit Gesundheit sichtbar: Digitale Technologien wie Smartphones und Gesundheits-Apps ermöglichen, den eigenen Körper laufend zu vermessen und zu überwachen. Das kann zu einem gesundheitsbewussteren Lebensstil anregen, birgt aber zugleich die Gefahr, den Druck zur ständigen Selbstoptimierung zu verstärken. 

Innovationen stossen auf widersprüchliche Haltungen

Nebst den Fragen zum Gesundheitszustand nimmt die CSS Gesundheitsstudie auch gesellschaftliche Entwicklungen und Trends unter die Lupe – diesmal die Haltung der Bevölkerung zu GLP1-Agonisten (Abnehmspritzen), zur Langlebigkeits-Forschung (Longevity) und zur Künstlichen Intelligenz (KI) im Gesundheitsbereich. 20% nutzen bereits KI-Chatbots für Selbstdiagnosen, unter den jungen Erwachsenen sogar jede dritte Person (33%). Dennoch vertrauen nur wenige einer Krankheitsdiagnose durch eine KI (18%). Lassen sich Ärztinnen und Ärzte bei einer Diagnose von KI unterstützen, nimmt bei vielen das Vertrauen in die ärztliche Einschätzung sogar ab. Mit anderen Worten: Während einige Menschen KI bereits nutzen, um sich über ihre Krankheitssymptome zu informieren, überwiegt bei der Mehrheit jedoch die Skepsis, wenn es um konkrete Entscheidungen rund um ihre Gesundheit geht. 

Bei den Abnehmspritzen können sich 15% der Bevölkerung vorstellen, diese anzuwenden oder haben dies bereits getan. 64% der Befragten sind zudem der Ansicht, dass ausschliesslich Menschen mit Adipositas Zugang zu diesem Medikament haben sollten – insbesondere jene, bei denen andere Versuche zur Gewichtsreduktion bisher erfolglos geblieben sind.

Einfluss des Lebensstils auf Gesundheit wird unterschätzt

Gegenüber der Forschung zur Verlängerung der gesunden Lebensspanne (Longevity) zeigen sich die Befragten ambivalent. Zwar befürwortet die Hälfte der Befragten, dass gezielt an Methoden zur Verlängerung der gesunden Lebensspanne geforscht wird, gleichzeitig lehnt jedoch ein beträchtlicher Anteil (43%) diese Forschung eher ab.

Hellhörig macht die Erkenntnis aus der Gesundheitsstudie, wonach die Bevölkerung mehrheitlich der Ansicht ist, dass die Gene für die Lebensdauer eine mindestens so grosse Rolle spielen wie der Lebensstil. Aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass der Lebensstil entscheidender sein könnte als die Vererbung. Die Menschen in der Schweiz unterschätzen also mehrheitlich ihren eigenen Einfluss auf ein langes und gesundes Leben. 


Für weitere Informationen


Kontakt Sotomo

Sarah Pannen, Studienleiterin Sotomo
Telefon 044 515 91 34
E-Mail: sarah.pannen@sotomo.ch