Starkes Schwitzen: Was die Ursachen sind und was wirklich hilft

Frau steht an einem heissen Tag im Flur und versucht mit ihrem Handfächer ihre hohe Körpertemperatur zu lindern, damit sie nicht so stark schwitzt.

Nasse Hände beim Händedruck, ein Hemd, das schon nach wenigen Minuten im Meeting durchweicht ist – starkes Schwitzen ist mehr als nur unangenehm. Es kann zur täglichen Belastung werden. Doch was beeinflusst unser Schwitzen? Wann wird es zur Krankheit? Und vor allem: Was kann man tun?

Starkes Schwitzen (Hyperhidrose) – Wichtige Fakten

Schwitzen ist ein lebenswichtiges Kühlsystem des Körpers. Millionen von Schweissdrüsen regulieren die Körpertemperatur, damit bei Hitze oder körperlicher Anstrengung keine Überhitzung erfolgt.

Übermässiges Schwitzen, das unabhängig von Temperatur oder Aktivität auftritt, kann auf eine Hyperhidrose hinweisen. Rund 2-4% der Schweizer Bevölkerung sind davon betroffen – besonders an Händen, Füssen, Achseln und Kopf.

Es gibt drei Schweregrade: von gelegentlich feuchten Händen und Füssen bis hin zu sichtbar tropfendem Schweiss. Hautärztinnen und Hautärzte stellen anhand der Symptome und Lebensumstände die Diagnose.

  • Primäre Hyperhidrose beginnt meist vor dem 25. Lebensjahr und resultiert aus einer Überaktivität des Nervensystems ohne zugrunde liegende Erkrankung.
  • Sekundäre Hyperhidrose ist Folge einer anderen Krankheit (z.B. Schilddrüsenerkrankung) oder Nebenwirkung von Medikamenten.

Hormonelle Veränderungen (z.B. in den Wechseljahren), Stress sowie bestimmte Lebensmittel wie Alkohol, scharfe Gewürze oder histaminreiche Produkte können das Schwitzen verstärken.

  • Topische Therapie: Aluminium-Deos verschliessen Schweissdrüsen.
  • Glycopyrroniumbromid-Creme: Blockiert lokal die Nervenimpulse zu den Drüsen (seit 2022 in der Schweiz).
  • Iontophorese: Gleichstrombäder besonders bei Händen und Füssen.
  • Botox-Injektionen: Blockieren die Schweissdrüsen-Signale für 6 bis 12 Monate.
  • Chirurgie & Laser: Dauerhafte Entfernung oder Zerstörung der Drüsen; mit Risiko von Kompensationsschwitzen.

Hyperhidrose: Wenn Schwitzen zum Problem wird

Schwitzen ist lebenswichtig. Millionen Schweissdrüsen arbeiten rund um die Uhr, um uns bei Hitze, Sport oder in der Sauna vor Überhitzung zu schützen. Wenn das System aber ohne erkennbaren Grund auf Hochtouren läuft, sprechen Ärzte und Ärztinnen von Hyperhidrose: einer übermässigen Schweissproduktion, unabhängig von Temperatur oder Aktivität.

Hyperhidrose erkennen und Schweregrade

Ob harmlose Überreaktion oder behandlungsbedürftige Störung - Hautärztinnen und Hausärzte unterscheiden bei der Hyperhidrose 3 Schweregrade:

  • Grad 1: Hände und Füsse sind immer wieder feucht.
  • Grad 2: Schweissperlen und deutlich sichtbare Flecken auf der Kleidung.
  • Grad 3: Der Schweiss tropft sichtbar von Händen und Füssen.

Wie läuft die Abklärung ab?

Die Diagnose beginnt mit einem ausführlichen Gespräch (Anamnese) zu Symptomen, Auslösern und Alltag. Häufig kommen der Jod-Stärke-Test oder die gravimetrische Messung zum Einsatz: Ein exakt gewogenes Filterpapier wird auf die Haut gelegt, nach wenigen Minuten erneut gewogen – die Differenz zeigt die Schweissmenge in Milligramm pro Minute.

In der Schweiz leiden 2-4% der Bevölkerung an einer Hyperhidrose. Besonders betroffen sind Hände, Füsse, Achseln und der Kopf.

Primäre oder sekundäre Hyperhidrose? Die richtige Einordnung ist entscheidend

Die primäre Hyperhidrose ist eine eigenständige Erkrankung, die oft schon vor dem 25. Lebensjahr beginnt. Ursache ist eine Überreizung der Schweissdrüsen durch den sympathischen Teil des Nervensystems – denselben, der auch die «Flucht-oder-Kampf-Reaktion» steuert. Bei Betroffenen springt dieser Mechanismus ohne Anlass an.

Typische primäre Hyperhidrose: Das Schwitzen ist lokal begrenzt, symmetrisch und tritt oft familiär gehäuft auf – zum Beispiel gleichzeitig an beiden Händen, Füssen, unter den Achseln oder im Gesicht.

Sekundäre Hyperhidrose kann Hinweis auf Krankheit sein

Im Unterschied dazu ist die sekundäre Hyperhidrose ein Symptom – das heisst, sie tritt als Folge einer anderen Krankheit oder als Nebenwirkung von Medikamenten auf. Mögliche Ursachen sind zum Beispiel:

  • Stoffwechselerkrankungen wie eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), Diabetes mellitus oder Morbus Parkinson
  • Tumorerkrankungen oder chronischer Alkoholmissbrauch
  • Medikamente, etwa Dopaminagonisten (gegen Parkinson), selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) aus der Gruppe der Antidepressiva oder Insulin

Warum ist Hyperhidrose mehr als nur ein kleines Problem?

Am häufigsten leiden Betroffene unter axillärer Hyperhidrose – starkem Schwitzen in den Achseln. Studien zeigen: Die Lebensqualität kann dadurch ähnlich stark beeinträchtigt sein wie bei chronischen Erkrankungen. Neben den körperlichen Symptomen belasten viele auch soziale Ängste und ein Rückzug aus dem Alltag. Australische Forschende warnen deshalb: Hyperhidrose wird noch immer zu oft übersehen und unzureichend behandelt. Nur 38% der Betroffenen suchen überhaupt ärztliche Hilfe – Frauen fast doppelt so häufig (48%) wie Männer (29%).

Weitere Ursachen: Hormone und Wechseljahre

Nicht immer steckt eine Krankheit hinter dem Schwitzen – auch hormonelle Veränderungen können eine Rolle spielen. Gerade in den Wechseljahren leiden viele Frauen unter nächtlichen Schweissausbrüchen und Hitzewallungen. Zudem kann ein Ungleichgewicht im Hormonhaushalt, etwa ein Mangel an Progesteron oder Cortisol, die Körpertemperatur aus dem Gleichgewicht bringen. Ebenso zählen Schilddrüsenstörungen zu den häufigsten Auslösern für vermehrtes Schwitzen.

Bei Schwitzen Stress reduzieren

Auch Stress ist ein Auslöser. Schon ein unangenehmes Gespräch, Zeitdruck oder ein voller Terminkalender können reichen und der Schweiss läuft. Der Grund: Cortisol, unser wichtigstes Stresshormon, treibt bei erhöhtem Spiegel das vegetative Nervensystem an. Es reagiert überempfindlich, und eine Spirale setzt ein: Stress verstärkt das Schwitzen und Schwitzen wiederum den Stress. Regelmässige Entspannungsübungen, Meditation oder Atemübungen können helfen, die Schweissproduktion zu reduzieren und den Alltag stressfreier zu gestalten.

Ernährung als Auslöser

Auch die Ernährung kann ins Schwitzen bringen: Alkohol, scharfe Gewürze, fettiges Essen, Knoblauch oder histaminreiche Produkte wie Rotwein, gereifter Käse oder Geräuchertes wirken bei manchen Menschen als Trigger, besonders bei Histaminintoleranz. Schon kleine Änderungen der Essgewohnheiten können oft spürbar helfen. Ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt unterstützt zudem den Stoffwechsel, eine basenüberschüssige Ernährung kann dabei helfen.

Behandlung: Was wirklich gegen starkes Schwitzen hilft

Neben atmungsaktiver Kleidung und Hausmitteln wie Salbeitee oder Apfelessig, die bei leichter Ausprägung Linderung bringen können, gibt es wirksame medizinische Therapien. Bei primärer Hyperhidrose gehen Ärztinnen und Ärzte meist stufenweise vor.

  • Topische Therapie: Aluminium-Deos verschliessen die Ausgänge der Schweissdrüsen.
  • Glycopyrroniumbromid-Creme: Seit 2022 in der Schweiz zur Behandlung des axillären Schwitzens zugelassen. Wirkt anticholinerg – heisst: Der Wirkstoff Glycopyrroniumbromid blockiert lokal die Nervenimpulse zu den Schweissdrüsen.
  • Leistungswasser-Iontophorese: Besonders bei Händen und Füssen bewährt. Dabei werden die betroffenen Körperstellen in ein Wasserbad mit schwachem Gleichstrom getaucht.
  • Botulinumtoxin-Injektionen (Botox): Hemmen die Signalweiterleitung zu den Schweissdrüsen für 6-12 Monate. Besonders effektiv bei Achseln, Händen und Füssen.
  • Laserbehandlungen & chirurgische Verfahren: Dauerhafte Zerstörung oder Entfernung der Schweissdrüsen (Saugkürettage), bzw. Durchtrennung der zuständigen Nerven (Sympathektomie). Letzteres birgt jedoch das Risiko von kompensatorischem Schwitzen an anderen Körperstellen.

Zurück zur Leichtigkeit

Starkes Schwitzen ist kein Schicksal, mit dem man leben muss. Wer die Ursachen kennt und die passenden Schritte einleitet, kann oft schon nach kurzer Zeit eine spürbare Besserung erleben – und den Alltag wieder unbeschwert geniessen. Ob Hausmittel, ärztliche Behandlung oder eine Kombination aus beidem: Es gibt mehr Möglichkeiten, als viele denken. Der wichtigste Schritt ist, darüber zu sprechen und den ersten Termin bei der Hautärztin oder Hautarzt zu vereinbaren.

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