Kinesiologie: Blockaden lösen mit Muskeltests
Kann unser Körper über die Muskeln zeigen, was ihm guttut und was nicht? Genau das behauptet die Kinesiologie. Mithilfe von Muskeltests sollen Blockaden erkannt und das Wohlbefinden gefördert werden. Doch wie funktioniert das genau?
Was ist Kinesiologie
Kinesiologie ist eine alternative Heilmethode, die sich mit dem Funktionszustand der Muskeln in unserem Körper befasst. Kinesiologinnen und Kinesiologen gehen davon aus, dass sich körperliche, seelische und energetische Ungleichgewichte im Zustand unserer Muskeln zeigen. Die Heiltherapie zählt zu den sogenannten Parawissenschaften. Das heisst: Die Methoden und untersuchten Phänomene der Kinesiologie sind nicht durch die anerkannte Wissenschaft nachweisbar.
Häufige Fragen
Kinesiologie ist eine alternativmedizinische Heilmethode, die auf Muskeltests basiert. Die Kinesiologie geht davon aus, dass sich körperliche, seelische und energetische Ungleichgewichtige im Spannungszustand unserer Muskeln zeigen.
Die moderne Kinesiologie entstand in den 1960er-Jahren in den USA. Der Chiropraktiker George Goodheart verband Lehren aus der Chiropraktik und Physiologie mit der Lehre der Meridiane aus der Traditionellen Chinesischen Medizin.
Subjektiv berichten viele Personen von einer Verbesserung ihrer Symptome nach einer kinesiologischen Behandlung. Wissenschaftlich ist die Wirksamkeit von Kinesiologie nicht nachweisbar. Sie gilt als sogenannte Para- oder Pseudowissenschaft.
Grundsätzlich ist Kinesiologie für alle Altersgruppen geeignet. Personen mit Erkrankungen oder Beschwerden sollten sie jedoch nur ergänzend zur klassischen medizinischen Behandlung anwenden, da sie keine medizinische Therapie ersetzt.
Eine Sitzung dauert rund 60 bis 90 Minuten. Die Anzahl benötigten Sitzungen ist individuell und hängt von der Art der Behandlung ab.
Die Kosten für eine kinesiologische Behandlung liegen zwischen CHF 100. bis CHF 150 pro Stunde.
Nein, die Grundversicherung übernimmt die Kosten für Kinesiologie in der Regel nicht. Eine Kostenbeteiligung ist jedoch möglich, wenn Sie eine passende Zusatzversicherung haben und Ihre Therapeutin oder Ihr Therapeut von der Krankenkasse anerkannt ist.
Kinesiologie: wie es funktioniert
Das zentrale Werkzeug der Kinesiologie ist der Muskeltest. Damit sollen Blockaden der Lebensenergie im Körper sichtbar werden. Therapeutinnen konfrontieren einen Muskel mit verschiedenen Reizen und beobachten die Reaktion. Die Idee: Der Körper zeigt über den Spannungszustand des Muskels unmittelbar, was ihn stärkt oder schwächt. Entdeckte Blockaden versuchen Kinesiolog/innen mit unterschiedlichen Heilpraktiken zu lösen.
Lebensenergie
Lebensenergie Qi ist ein grundlegendes Konzept der traditionellen chinesischen Medizin. Ziel der Kinesiologie und vieler anderer alternativer Therapieformen ist es, dieses Qi ins natürliche Gleichgewicht zu bringen und dadurch Selbstheilungskräfte zu aktivieren. Das Qi ist kein wissenschaftlich messbares Phänomen. Es kann als bildhafter Ausdruck für unser seelisches und körperliches Wohlbefinden verstanden werden.
Wie läuft eine kinesiologische Behandlung ab?
- Erstgespräch: Eine kinesiologische Behandlung beginnt in der Regel mit einem kurzen Gespräch. Dabei schildert die betroffene Person ihr Anliegen, zum Beispiel körperliche Beschwerden oder emotionale Belastungen. Das Gespräch dient dazu, die Behandlung individuell abzustimmen.
- Muskeltest: Die getestete Person hält einen bestimmten Muskel angespannt, meist im Arm oder Bein, während die Therapeutin oder der Therapeut leichten Druck ausübt. Bleibt der Muskel stabil, gilt dies als Zeichen von Balance. Gibt er nach, deutet dies auf eine energetische Blockade oder Stressreaktion hin. Der Therapeut führt den Test mehrfach kombiniert mit bestimmten Reizen wie Gedanken, Berührungen oder Gegenständen durch.
- Alarmpunkte: Auch sogenannte Alarmpunkte drückt der Therapeut während des Muskeltests. Dabei handelt es sich um Körperstellen, die bei einer Störung im zugehörigen Organ- oder Energiesystem besonders sensibel reagieren. Sie sollen helfen, mögliche Blockaden gezielt einzugrenzen.
- Blockaden erkennen und lösen: Reagiert der Muskel «schwach», sucht der Therapeut gezielt nach der Ursache. Dabei sollen emotionale Themen, ungelöste Konflikte oder körperliche Belastungen eine Rolle spielen.
- Gleichgewicht wiederherstellen: Um Blockaden zu lösen und das Gleichgewicht wiederherzustellen, wenden Kinesiologen verschiedene Methoden an.
- Stimulation von Akupressur-Punkten (auch Klopfpunkte Kinesiologisches Tapen mit farbigem Physiotape
- Bewegungsübungen, z. B. die liegende Acht aus dem Brain-Gym
- Visualisierungen und positive Affirmationen
- Arbeit mit Musik, Düften oder Farbbrillen
Anwendung: In welchen Fällen hilft Kinesiologie?
Die Anwendungsgebiete der Kinesiologie sind sehr breit. Sie reichen von psychischen Symptomen über Lernbeeinträchtigungen bis hin zu körperlichen Beschwerden.
Psychische und emotionale Beschwerden
Kinesiologie wird oft bei psychischen Belastungen wie Depression, Schlafstörungen oder Burnout eingesetzt. Auch bei Trauma oder emotionalem Stress soll sie unterstützend wirken. In der Psychokinesiologie arbeiten Therapeuten mit dem Unterbewusstsein, um verdrängte Erlebnisse aufzulösen. Ziel ist es, die emotionale Balance zu stärken. Studien zeigen, dass Kinesiologie bei psychischen Beschwerden subjektiv hilfreich sein kann, wissenschaftlich belegt ist die Wirkung jedoch nicht.
Körperliche Beschwerden
Auch bei körperlichen Symptomen wie Hautproblemen oder allgemeinen Beschwerden wie Schmerzen, Spannungen oder Störfeldern wird Kinesiologie begleitend eingesetzt. Ziel ist es, energetische Blockaden zu lösen und den Körper ganzheitlich zu unterstützen.
Allergien und Unverträglichkeiten
Kinesiologen behandeln häufig Allergien, Heuschnupfen oder Lebensmittelunverträglichkeiten. Mithilfe der Muskeltests wird versucht die Auslöser aufzuspüren. Das Ziel ist, diese Reize zu «entkoppeln» und den Körper zu entlasten. Objektiv ist diese Methode nicht nachweisbar, viele Betroffene berichten jedoch subjektiv von einer Verbesserung ihrer Symptome.
Für wen ist Kinesiologie geeignet?
Grundsätzlich können Personen aller Altersgruppen kinesiologische Behandlung in Anspruch nehmen. Je nach Altersgruppe werden aber meist unterschiedliche Behandlungen durchgeführt.
- Babys: Bei Babys und Kleinkindern wird Kinesiologie häufig eingesetzt, wenn das Kind übermässig schreit. Die Behandlung soll helfen, Mutter und Kind energetisch ins Gleichgewicht zu bringen und Stress aus Schwangerschaft oder Geburt abzubauen.
- Schulkinder: In diesem Alter steht oft die Förderung der Lernfähigkeit im Fokus. Kinesiologie bei Kindern zielt meist darauf ab, die Verbindung zwischen Bewegung und Lernfähigkeit zu fördern und zum Beispiel Lernblockaden oder Schulangst zu mindern.
- Erwachsene: Bei Erwachsenen wird Kinesiologie vielseitig angewendet, zur Begleitung bei psychischen oder körperlichen Beschwerden, bei Allergien und Unverträglichkeiten oder in Lebenskrisen. Auch zur Stressbewältigung und als Entscheidungshilfe soll Kinesiologie hilfreich sein.
- Schwangere: In der Schwangerschaft kann Kinesiologie helfen, das emotionale Gleichgewicht zu stärken. Sie wird begleitend eingesetzt bei Schlafproblemen, Übelkeit oder zur Vorbereitung auf die Geburt, zum Beispiel zur Lösung von Ängsten oder zur Verarbeitung früherer Geburtserfahrungen.
Kinesiologie und andere Therapieformen
Kinesiologie hat viele Gemeinsamkeiten mit anderen alternativen Therapieformen, insbesondere aus der traditionellen chinesischen Medizin. Doch worin unterscheidet sie sich von Methoden wie Craniosacral-Therapie, Shiatsu oder Akupunktur?
- Nur die Kinesiologie arbeitet mit dem Muskeltest als körpereigenem Feedbacksystem, in Cranio, Akupunktur oder Shiatsu kommt dieser nicht zum Einsatz.
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Kinesiologische Behandlungen folgen keiner festen Struktur, sondern werden jeweils individuell abgestimmt. Andere Methoden arbeiten meist mit fixen Abläufen und Konzepten.
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In der Kinesiologie spielt die aktive Beteiligung der Klientin oder des Klienten eine wichtige Rolle, vor allem durch Muskelanspannung. Shiatsu, Cranio oder Akupunktur beruhen stärker auf passiver Anwendung durch die Therapeutin.
Wann ist Kinesiologie sinnvoll?
Kinesiologie kann eine hilfreiche Ergänzung zur regulären medizinischen Behandlung sein, zum Beispiel zur Stressreduktion oder Förderung des allgemeinen Wohlbefindens. Wissenschaftlich ist die Wirksamkeit der Kinesiologie bislang nicht belegt, sie gilt daher als komplementäre Methode.
Bei der Praxiswahl darauf achten
Kinesiologische Angebote gibt es heute in nahezu allen Lebensbereichen. Umso wichtiger ist es, bei der Wahl einer Praxis darauf zu achten, dass Kinesiologie nicht als alleinige oder vollständige Therapie für medizinische oder psychische Erkrankungen dargestellt wird. Sie ersetzt keine ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung, kann aber unterstützend wirken.