Wetterfühligkeit: Warum plagt uns bei Föhn das Kopfweh?
Wer aufs Wetter sensibel reagiert, wird gerne als eingebildeter Kranker belächelt. Tatsache aber ist: Vor allem Witterungswechsel haben einen Einfluss auf unseren Körper. Und manchen macht das zu schaffen.
Jeder Zweite fühlt sich vom Wetter beeinflusst
«Nicht schon wieder Föhn», klagt die Arbeitskollegin und legt ihre Stirn in tiefe Falten. Bläst der warme Fallwind aus den Alpen, ist sie dünnhäutig und gereizt. Und es plagt sie ein derartiges Kopfweh, gegen das nicht einmal mehr Schmerztabletten helfen. «Sich jetzt im abgedunkelten Schlafzimmer hinlegen, ein kühles Tuch auf die Stirn und warten, bis der Spuk vorbei ist», fährt sie fort. Aber dafür hätte der Chef wohl kaum Verständnis.
Bisher keine medizinischen Studien vorhanden
Auch im Kollegenkreis fragen sich einige: Kann es wirklich sein, dass der Föhn jemandem so zusetzt? Oder wird der Sturm für Beschwerden verantwortlich gemacht, die eine andere Ursachen haben könnten? Eindeutige Erkenntnisse fehlen. Laut diversen Umfragen fühlen sich bis zu 50% der Menschen gesundheitlich vom Wetter beeinflusst. Dies vor allem in Mitteleuropa, wo es häufige Wechsel gibt – mal Hochdruck, mal Tiefdruck, mal Kaltfronten, mal Warmfronten. Medizinische Studien, die einen direkten Zusammenhang zwischen Wetter und Wohlbefinden nachweisen, gibt es bislang aber keine.
Bewiesen hingegen ist, dass bei bestimmten Witterungsverhältnissen bestimmte Beschwerden gehäuft auftreten.
Bei einer Warmfront treten die meisten Symptome auf
Föhnlage ist in der Tat heikel. Besonders viele Menschen sind fahrig und unkonzentriert, die Unfallhäufigkeit steigt. «Zieht eine Warmfront auf, verzeichnen wir die meisten Symptome», weiss Andreas Matzarakis, Medizin-Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Freiburg im Breisgau.
Häufigste Symptome bei Wetterfühligkeit
- depressiver Verstimmung
- Migräne
- Schlafstörungen
- Phantomschmerzen
Der Körper muss sich stets dem Wetter anpassen
Dass der Körper aufs Wetter reagiert, ist eigentlich nichts Besonderes. Er muss sich ständig veränderten Bedingungen anpassen – Kälte, Hitze, Sonne, Regen. Normalerweise läuft dies unbemerkt ab. Der Organismus steckt dann Temperaturschwankungen oder Luftdruckänderungen locker weg. Auswirkungen zeigen sich allenfalls auf die Laune. Insbesondere stabile Hochdrucklagen im Frühling und im Herbst heben bei vielen Menschen die Stimmung.
Wetterfühligkeit ist keine Krankheit
Warum es die einen mit Beschwerden beutelt und die anderen nicht, darüber weiss man ebenfalls wenig. Die Krankheitsgeschichte eines Menschen kann eine Rolle spielen. Wetterfühligkeit selbst ist keine Krankheit. Vielmehr handelt es sich um eine verminderte Fähigkeit, mit den Schwankungen in der Natur umzugehen. Das vegetative Nervensystem tut sich schwer damit. Folge können eine Reihe unspezifischer Symptome sein, zu denen auch Erschöpfungszustände und Müdigkeit zählen. Oder Kreislaufprobleme, insbesondere, wenn der Blutdruck sowieso niedrig ist.
Auch chronisch Kranke können am Wetter leiden
Wetterfühlige, die im Grundsatz gesund sind, unterscheiden sich von Wetterempfindlichen, die unter einer chronischen Krankheit leiden. Ihre Beschwerden nehmen bei bestimmten Witterungslagen ebenfalls zu, lassen sich aber eindeutiger zuordnen.
- Gelenkerkrankungen wie Rheuma können sich besonders schmerzhaft zeigen, wenn es draussen feuchter und kühler wird.
- Asthma-Kranke klagen dann über heftigere Atembeschwerden.
Was Betroffene dagegen tun können, besprechen sie am besten mit ihrem Arzt.
Ein starkes Immunsystem hilft gegen Wetterfühligkeit
Jedoch gibt es für Wetterfühlige eine simple Methode zur Vorbeugung es für Wetterfühlige: sich abhärten, also das Immunsystem stärken. Andreas Matzarakis empfiehlt Kneipp-Bäder, Wechselduschen oder Sauna. Gut ist darüber hinaus, viel an die frische Luft zu gehen und mässig die Ausdauer zu trainieren. «Stellen Sie sich dem Wetter!» Die föhngeplagte Arbeitskollegin hat es sich fest vorgenommen. «Aber nur, wenn kein Kopfweh-Sturm tobt.»